Nachdem das Projekt "Gletscherehe" und der Zusammenschluss von Ötztal und Pitztal nach einer Volksbefragung ad acta gelegt wurde, stellten am Donnerstag in einer Pressekonferenz die Geschäftsführer der Pitztaler und Kaunertaler Gletscherbahnen, Beate Rubatscher-Larcher und Franz Wackernell, die Pläne für drei neue Bergbahnen in den Skigebieten vor. Für rund 45 Millionen Euro sollen am Kaunertaler Gletscher und am Pitztaler Gletscher zwei neue Seilbahnen und ein Schlepplift entstehen.
Eine Verbindung ist es nicht, aber mit der geplanten 100 FUF Fernerjochbahn, deren Planungen am 16. Februar 2023 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, wird das Skigebiet am Pitztaler Gletscher deutlich ausgebaut und nach Osten erweitert. Die neue Bahn soll von Westen auf das Joch unterhalb des Linken Fernerkogels (3.170m), der von Osten bereits von den Ötzaler Bergbahnen erschlossen ist, heranrücken. Die Planungen sehen vor, dass den Wintersportlern mehrere Abfahrten (15 Hektar neue Pistenfläche) über den Karlesferner und Mittelbergferner zur Verfügung stellen sollen. Schutzzonnen werden von den Anlagen und Pisten nicht berührt, so die Projektbetreiber - alle geplanten Anlagen und Pisten seien im Skinutzungsraum platziert. Die Talstation der neuen Bahn soll nahe der Braunschweiger Hütte liegen, die Bergstation nur rund 100 Meter von der Bergstation der Tiefenbachbahn (Ötztal) entfernt. Die Projektkosten betragen rund 20 Millionen Euro.
Eine Seilbahn und ein Schlepplift sind auf dem Kaunertaler Gletscher geplant, die Kosten soll sich auf rund 25 Millionen Euro belaufen. Die neue Weißseefernerbahn soll dabei auf das Weißseeköpfl (3.450 Meter) führen und eine Länge von rund 2 Kilometern aufweisen.
Neben den Liftprojekten plane man auch neue Photovoltaikanlagen in den Gletscherskigebieten, so die Geschäftsführer auf der Pressekonferenz. Zudem betonten sie, dass das Fusionsprojekt mit dem Ötztal noch nicht vollständig aus den Köpfen ist. „Aber dieses ganze Thema Zusammenschluss mit dem Ötztal liegt jetzt eigentlich in der Hand der Bevölkerung des Pitztales“, wird die Gletscherbahn-Geschäftsführerin auf tirol.orf zitiert. Man wolle zunächst die geplante Mediation der Gemeinde St. Leonhard abwarten, nachdem die Bürger dort der ursprünglich Planungen zur "Gletscherehe" mit hauchdünner Mehrheit eine Abfuhr erteilt hatten.
Die Tiroler Grünen sind wenig überraschend nicht begeistert von den nun vorgestellten Ausbauplänen: „Der neue Ausbauplan stoppt nur 100 Meter vor dem Ötztaler Pendant, wer glaubt, dass dort Schluss sein würde, glaubt auch an das Christkind“, so Klubobmann Mair gegenüber dem ORF.
Der Deutsche Alpenverein äußerte sich in einer Presseaussendung am 24. Februar 2023 zum geplanten Ausbau: „In einem Winter wie diesem, der uns den Klimawandel so deutlich vor Augen führt, Pläne für Neuerschließungen von Pistenflächen vorzulegen, ist wirklich zynisch“, sagt Dr. Tobias Hipp, Experte für Klimawandel und fachlicher Vertreter des Deutschen Alpenvereins bei Naturschutzverfahren in Österreich.
„Wir haben aus Medienberichten von den neuen Plänen erfahren und dachten kurz, es ist schon der 1. April“, berichtet Hipp. Erst im Oktober wurde das UVP-Verfahren zum Skigebietszusammenschluss Pitztal und Sölden endgültig eingestellt. Für die Betreiber ist ein Zusammenschluss offenbar nach wie vor nicht vom Tisch. Zwar sehen die Pläne nur eine statt der ursprünglich geplanten drei neuen Seilbahnen vor, diese lässt die beiden Gebiete allerdings bedeutend näher zusammenrücken.
„Die Detailplanungen kennen wir noch nicht“, sagt Hipp. „Aus den Veröffentlichungen wird aber klar, dass weitere Gletscherflächen für die Pistennutzung präpariert werden sollen. Das bedeutet massive Eingriffe, zum Beispiel durch das Planieren und Spalten zuschütten. Die Gletscher leiden ohnehin enorm. In einem Winter wie diesem, der uns den Klimawandel so deutlich vor Augen führt, Pläne für Neuerschließungen von Pistenflächen vorzulegen, ist wirklich zynisch“.
Die geplante Erweiterung des Skigebiets würde darüber hinaus dem sanften Tourismus in Tirol schaden. Die neue Seilbahnstation soll nur wenige Höhenmeter unterhalb der Braunschweiger Hütte des DAV liegen, die Pistenflächen würden das jetzige Hochtourengebiet vernichten. Der bisher unerschlossene Bereich um den Linken Fernerkogel ginge für den naturverträglichen Bergsport gänzlich verloren. Aus Sicht des DAV ist das in Zeiten des Klimawandels das falsche Signal!