Schwere Unfälle in den Skigebieten der Alpen: In den letzten Tagen gab es auf Pisten zahlreiche tragische Todesfälle zu beklagen - am Hintertuxer Gletscher, in St. Anton am Arlberg, am Fügenberg oder auch im Skigebiet Steinplatte.
Auf der steilen, vereisten Piste Nr. 1 (Schwarze Pfanne, rote Piste) am Hintertuxer Gletscher sind am Neujahrstag innerhalb weniger Stunden drei Skifahrerinnen schwer verunglückt. Von einer vierköpfigen Gruppe aus den Niederlanden stürzten zwei Frauen auf einem Steilstück, das unten einen Linkskurve macht und mit einem Fangzaun abgesichert war, unabhängig voneiner. Eine 28-Jährige rutschte ca. 100 Meter über die Piste talwärte, durchbrach den Fangzaun, rutschte nach einer Geländekante ungebremste gegen einen Baum. Sie erlitt dabei tödliche Verletzungen. Die zweite Frau rutschte ungebremst über den Pistenrand und stürzte in eine steinige Mulde ab. Dabei zog sie sich schwere Verletzungen zu und wurde schwerverletzt ins Krankenhaus Kufstein gebracht. Nur etwa 30 Minuten später stürzte an gleicher Stelle eine 55-Jährige aus Deutschland und erlitt lebensbedrohliche Verletzungen. Die Frau war über den Pistenrand hinausgekommen, dann in einem ca. 10 Meter tiefer gelegenen Abhang in felsigem, leicht bewaldeten Gelände aufgeschlagen. Sie wurde direkt in die Klinik Innsbruck geflogen.
Am 28. Dezember 2022 gegen 11:05 Uhr fuhren zwei 17-jährige deutsche Skifahrer im Skigebiet der Steinplatte Waidring auf der roten Piste Nr. 13, Zeugenangaben zufolge mit sehr hoher Geschwindigkeit, talwärts. Im mittleren Bereich der Piste fuhren die beiden Jungen über den rechten Pistenrand hinaus, kamen zu Sturz und stürzten außerhalb der Piste ca. 50-60 Meter über teils mit Steinen durchsetztes und kaum mit Schnee bedecktem Alm- bzw. Wiesengelände ab. Dabei zogen sich die beiden Wintersportler sehr schwere Verletzungen zu. Ersthelfer begannen sofort mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen und setzten die Rettungskette in Gang. Die Besatzung zweier Rettungshubschrauber setzte in weiterer Folge die Reanimationsmaßnahmen fort. Beide Skifahrer verstarben tragischerweise jedoch noch an der Unfallstelle. Ob die Jungen absichtlich über den Pistenrand fuhren oder es vielleicht zuvor zu einer Kollision zwischen ihnen kam, ist nicht klar.
Am 29.12.2022 gegen 13.20 Uhr fuhr ein belgischer Staatsbürger (47) im khigebiet in St. Anton am Arlberg auf der Piste Nr 14 talwärts. Auf einer Seehöhe von ca 2200 m verlor der Skiifahrer laut Zeugenaussagen die Kontrolle über seine Ski, geriet über den linken Pistenrand hinaus und prallte nach ca 20 Metern frontal gegen einen Baum und Fels und blieb im dortigen Bereich schwer verletzt liegen. Erste-Hilfe-Maßnahmen durch die Crew des NAH und der Pistenrettung blieben ohne Erfolg, der Mann verstarb noch an der Unfallstelle. Der Leichnam wurde vom Polizeihubschrauber mittels Tau geborgen und ins Tal geflogen.
Im Skigebiet Fügen-Spieljoch verunglückte am 25. Dezember 2022 ein zwölfjähriges Mädchen tödlich. Auf der letzten Abfahrt des Tages am Nachmittag gegen 16 Uhr verlor das Mädchen die Kontrolle, geriet über den Pistenrand und prallte gegen einen Baum. Sie erlitt schwerste Verletzungen und erlag in der Klinik in Innsbruck ihren Verletzungen.
Am 1. Jänner 2023, gegen 10:20 Uhr fuhr ein 40-jähriger deutscher Skifahrer in Oberndorf im Skigebiet Oberndorf auf der schwarzen Piste 7, kam ohne Fremdbeteiligung zu Sturz und rutschte auf der rund 46 Grad steilen Piste auf einer Länge von ca. 300 Metern unkontrolliert ab, bzw. über den Pistenrand hinaus, bevor er zum Stillstand kam. Dabei zog sich der Mann schwere Verletzungen zu. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in das Unfallkrankenhaus Salzburg geflogen.
Am 30.12.2022, gegen 12:30 Uhr musste ein 58-jähriger Deutscher im Schigebiet Sölden einem unbekannten Schifahrers, zur Vermeidung einer Kollision, ausweichen und fuhr dabei einer 22-jährigen Tschechin, die mit ihrem 23-jährigen Freund unterwegs war, über die Skier. Der 58-Jährige als auch die 22-Jährige kamen zu Sturz, wobei die Tschechin dabei unbestimmten Grades verletzt wurde. Als der unverletzt gebliebene Deutsche aufstand, um sich um die Verletzte zu kümmern, schlug ihm der 23-jährige Tscheche mit der Faust ins Gesicht und brach ihm dadurch die Nase. Der Deutsche fuhr in der Folge eigenständig zur ärztlichen Versorgung nach Sölden, die 22-jährige Tschechin wurde vom Notarzthubschrauber ins Krankenhaus Zams geflogen.
Am 1. Januar 2023, gegen 15:30 Uhr, rollte ein Steinbrocken im Skigebiet Ischgl auf der schwarzen Piste 14 a talwärts und traf einen 49-jährigen Deutschen am Oberschenkel. Dabei zog sich der Mann eine schwere Beinverletzung zu. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in das Krankenhaus Zams geflogen.
„Im Vergleich zu früher sind die Pisten alle ,brettleben’. Dadurch ist es sehr leicht, mit nur wenig skifahrerischem Können sehr schnell zu fahren“, so Hermann Spiegl, Leiter der Tiroler Bergrettung, gegenüber der Kronen-Zeitung. Er kritisiert, dass viele Skifahrer deutlich zu schnell unterwegs seien. Seit 1. November sind in Österreich in den Skigebieten laut Kuratorium für Alpine Sicherheit bereits zwölf Personen gestorben - alleine in Tirol zehn Menschen.
Die Gefahr, auf den Kunstschneepisten zu Sturz zu kommen, sich und andere zu verletzen, ist derzeit größer denn je. Aufgrund des fehlenden Naturschnees sind die Pisten weniger hügelig und oft aowohl eisiger als auch härter. Zudem findet sich neben den Pisten meist keine oder nur eine sehr geringe Schneeauflage, so dass Stürze neben der Pisten schwerwiegende Folgen haben können. Unser Appell: Langsam und rücksichtsvoll fahren, das eigene Können richtig einschätzen und stets auf eisige Stellen gefasst sein!