Auf Tourismusdestinationen und Freundinnen und Freunde des Wintersports kommen herausfordernde Zeiten zu: Der Klimawandel führt zu weniger Naturschnee und höheren Temperaturen, so das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Technischer Schnee und Snowfarming helfen, stoßen aber auch an Grenzen.
Skifahren, schlitteln, langlaufen – Wintersport zieht Jahr für Jahr viele Menschen ins Freie. Doch der Klimawandel bedroht diese Aktivitäten. Je weiter unten Wintersportorte liegen, desto eher müssen Erholungssuchende zeitlich flexibel sein, da die Tage mit ausreichend Schnee weniger werden.
Der langfristige Trend ist klar. In den vergangenen Jahrzehnten gingen die mittleren Schneehöhen in der Schweiz deutlich zurück, beispielsweise waren sie in den vergangenen 30 Jahren in Sedrun fast 30 Prozent niedriger als in den 30 Jahren zuvor, 36 statt 51 Zentimeter, in Klosters waren es rund 43 Prozent Unterschied, statt 78 nur noch 44 Zentimeter. Schon jetzt steigt die Zahl der Perioden mit Nassschnee. Mitte des Jahrhunderts dürfte in tiefen Lagen Schnee – wenn er mal kommt – gleich wieder tauen. Im Mittel wird es ohne ausreichenden Klimaschutz bereits in den kommenden 30 Jahren beispielsweise im Jura keine 50 Neuschneetage pro Saison mehr geben – zwischen 1981 und 2010 war das noch das absolute Minimum.
Langfristig betrachtet, hat es in den vergangenen 30 Jahren in der Schweiz je nach Ort und Lage bis zu 60 Prozent weniger Schneetage als in der Periode von 1963 bis 1992 gegeben, zeigt eine Analyse von SLF-Klimatologen. Historische Aufzeichnungen belegen zudem, dass in den vergangenen 500 Jahren im Schweizer Mitteland die Schneemengen noch nie so gering waren wie in den vergangenen Jahrzehnten. Wenn sich die Erde weiter so erwärmt wie bislang, wird in Zürich ab 2050 nur noch circa alle 15 Jahre mehr als eine Woche lang Schnee liegen. Zwischen 1963 und 1992 waren es jedes Jahr im Durchschnitt noch 34 Tage – pro Jahr.
Für Wintersportorte bedeutet das, dass sie sich umorientieren oder noch stärker als bislang auf technischen Schnee - umgangssprachlich Kunstschnee - setzen müssen, wenn sie attraktiv bleiben wollen. Aber auch das hat Grenzen. Zum einen benötigen sie dafür ausreichend Wasser und Energie. Zum anderen muss das Wetter zumindest teilweise mitspielen. So war es wegen vergleichsweise hoher Temperaturen im Winter 2022/23 vielen Wintersportorten nicht möglich, genügend technischen Schnee zu produzieren. Klimaszenarien zeigen, dass ohne Klimaschutzmaßnahmen die Nullgradgrenze bis 2050 in Höhenlagen zwischen 1100 und 1300 Metern steigen wird. Selbst dort wird dann mit Naturschnee allein kein Wintersport mehr möglich sein. Tiefer gelegene Destinationen sind gut beraten, umzudenken und bereits jetzt Ideen zu entwickeln, mit welchen Argumenten und Aktivitäten sie Besucher anlocken, wenn der Schnee ausbleibt.
Einige Orte versuchen es teilweise mit Snowfarming. Das bedeutet, während der Wintersaison ein Schneedepot anzulegen und zu isolieren, so dass zu Beginn der nächsten Saison ausreichend Schnee für den Wintersport vorhanden ist. Aber auch dafür muss es kalt genug sein. Klar ist: In den zentralen, europäischen Mittelgebirgen hat Wintersport ohne Snowfarming und Beschneiung keine Zukunft, da sind sich SLF-Forschende einig.
In den kommenden 20 Jahren bietet Snowfarming vor allem nordischen Skigebieten viel Potenzial. Für vier bis fünf Kilometer Loipe benötigen diese vergleichsweise wenig Schnee, so um die 15’000 Kubikmeter. Anders sieht das beim Pistenbetrieb aus. Hier experimentieren vor allem einige skandinavische Gebiete mit Snowfarming. Aber das ist deutlich energieintensiver und damit teurer, denn schon bei kleinen Skipisten liegt der Bedarf bei 45’000 Kubikmetern, also dem Dreifachen. SLF-Forschende untersuchen daher, wie Wintersportorte künftig ihr Schneemanagement ressourcenschonend gestalten können.
Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF