Biathlon Arena Lenzerheide

Das Mekka für alle Biathlon-Fans in der Schweiz

Die Biathlon Arena Lenzerheide ist einzigartig in der Schweiz: Nur diese Anlage darf Weltcup-Rennen austragen und dank Snow Factory können Profis und Amateure hier bereits im November trainieren. Dieses Juwel wollen wir uns nicht entgehen lassen: Wir besuchen die Arena und testen Loipen und Schießstand!

Unser Guide durch die Biathlon Arena Lenzerheide: Franco
Unser Guide durch die Biathlon Arena Lenzerheide: Franco © Schneemenschen GmbH

Auf unserer Reise in die Biathlon-Welt werden wir von Franco begleitet. Er ist hier der “Allrounder” der Anlage und macht vom Hausmeisterdienst bis zu den Schnupperkursen alles. Kein Wunder, schließlich kennt er sich als passionierter Jäger und Langläufer von Kindesbeinen an bestens mit den beiden Disziplinen aus, die das Biathlon vereint. “Das Spannende am Biathlon ist, dass es zwei Disziplinen kombiniert, die eigentlich gar nicht zueinander passen: Präzision mit dem Schießen und Langlauf mit Ausdauer”, erklärt uns Franco zu Beginn die Faszination dieser Sportart.

Das Nordic House

Die Biathlon Arena Lenzerheide ist die einzige Anlage in der Schweiz, die von der IBU (Internationale Biathlon Union) eine A-Lizenz bekommen hat. Damit dürfen hier auch Weltcup-Rennen veranstaltet werden. Um diese Lizenz zu bekommen, benötigt man unter anderem ein Funktionsgebäude, das in Lenzerheide Nordic House heißt und erst im Dezember 2016 eröffnet wurde. Hier ist alles untergebracht, was man für den Wettkampfbetrieb, aber auch für den Alltag in der Biathlon Arena braucht, denn bei Bau und Planung wurde viel Wert auf Multifunktionalität gelegt. So erklärt uns Franco beispielsweise, dass es zwar 56 Betten zum Übernachten im Gebäude gibt - im ersten Stock können diese aber weggeklappt werden und so Platz für Büroräume schaffen, die man während eines Wettkampfs zum Beispiel für die Zeitmessung, die Funktionäre oder für Dopingkontrollen braucht. Außerdem gibt es im Nordic House einen Fitnessraum für die Athleten, Seminarräume, ein Bistro, einen Wachsraum und einen Waffenkeller, wo die Biathleten ihre Waffen sicher abschließen können, wenn sie sie gerade nicht zum Trainieren brauchen.

Außerdem befindet sich im Nordic House auch der Sportshop Activ Sport Baselgia, wo auch wir uns unsere Langlaufausrüstung ausgeliehen haben. Im Sommer kann man hier übrigens Mountainbikes oder Rollski mieten. Zudem gibt es öffentliche Toiletten und Umkleiden mit Duschen, denn die Loipe hier ist jeden Abend bis 21:00 Uhr beleuchtet und geöffnet und viele Sportler kommen zum Trainieren nach Feierabend hierher und können sich dann direkt vor Ort umziehen und nach dem Sport duschen.

“Lebensversicherung” der Anlage: die Snow Factory

Besonders stolz ist man hier auf die Snow Factory, die Franco als “Lebensversicherung” der Anlage bezeichnet. Denn dank des technischen Schnees, der hier produziert wird, konnte im vergangenen Winter bereits am 28. Oktober eine erste Loipe eröffnet werden: “So wird für uns die Nebensaison zur Hauptsaison, denn dann haben wir im November 60 bis 70 Athleten aus ganz Europa in Lantsch/Lenz, die hier trainieren.” Das wollen wir jetzt aber mal genauer wissen, wer war denn schon alles hier? “Zum Beispiel Anastasia Kuzmina, die dann bei den Olympischen Spielen Gold im Massenstart gewonnen hat, oder Andrejs Rastorgujevs. Und auch die deutschen Athleten Laura Dahlmeier und Denise Herrmann waren für zwei Tage hier. Und natürlich die Schweizer Biathleten: Die Gasparin-Schwestern sind sogar extra in die Ferienregion Lenzerheide gezogen, um hier regelmäßig trainieren zu können”, verrät uns Franco.

Das Besondere der Snow Factory: Sie braucht keine Minusgrade, um Schnee zu produzieren! In zwei weißen Containern, die neben dem Parkplatz der Arena stehen, befinden sich zwei große Zylinder, deren Wände auf -25°C gekühlt werden. Zwei Schläuche besprühen die Wände dann mit Wasser und es bildet sich eine Eiswand. Diese wird dann durch eine Schnecke abgekratzt und feine Eisplättchen fallen nach unten, wo sie von einem Gebläse aus der Schneemaschine geblasen werden. Rund 200 Kubikmeter Schnee kann die Snow Factory pro Tag produzieren. Im vergangenen Herbst lief sie für sechs Wochen 24 Stunden am Tag durch, um genug Schnee für die Loipe zu produzieren.

Blick auf den Schießstand
Blick auf den Schießstand © Schneemenschen GmbH

Der Schießstand der Arena

Jetzt geht es für uns endlich zum Herzstück der Biathlon Arena: dem Schießstand! 30 vollautomatische Scheiben gibt es auf der 2013 eröffneten Anlage. Gemeinsam mit Franco dürfen wir dorthin, wo man als normaler Fan eigentlich nie hinkommt, ganz nah ran an die Scheiben! Er erklärt uns den Unterschied zwischen einem Schießstand mit Stehend- und Liegendzielen. Diese unterscheiden sich in der Trefferfläche: Während man beim Stehendschießen auf Scheiben schießt, die einen Durchmesser von 11,5 cm haben - das entspricht ungefähr einer vollen Klopapierrolle - sind es beim Liegendschießen nur 4,5 cm. Trifft das Projektil auf der gültigen Trefferfläche auf, schieben sich weiße Scheiben vor die schwarze Fläche, sodass man auch von Weitem erkennen kann: Treffer! Franco macht uns das mit einem Hammer vor und schlägt mal auf die schwarze Fläche, mal daneben. Damit der Athlet weiß, welche Ziele am Schießstand eingestellt sind, wird der Stand bei den Stehendzielen mit einem roten Balken seitlich markiert.

Neben den “richtigen” Scheiben hängen außerdem Papierziele am Schießstand. Diese sind zum Einschießen der Athleten vor dem Wettkampf da. Die Biathleten schießen auf den Karton, während die Trainer mit ihren Ferngläsern genau das Trefferbild beobachten und aufnotieren. Liegen die Schüsse dann beispielsweise alle etwas rechts vom Zentrum, wird die Waffe dementsprechend eingestellt.

Franco erklärt uns dann noch die Funktion der Windfahnen, die sich zwischen den Scheiben und den Matten befinden, auf denen die Athleten schießen. “Wenn ein Biathlet ins Stadion einfährt, schaut er als Erstes immer auf die Windfahnen. Weht ein stärkerer oder schwächerer Wind als beim Anschießen, muss der Athlet an seinem Gewehr am Diopter drehen, damit er nicht daneben schießt. Drei Rasten am Gewehr machen ungefähr einen Zentimeter vorne an den Scheiben aus.”

Schnupperbiathlon in der Arena

Nachdem wir die ganze Arena kennengelernt haben, wollen wir sie natürlich auch mal aus der Sportler-Perspektive testen! Dazu haben wir uns zum Schnupperbiathlon angemeldet. Das wird hier in der Arena im Winter zwei Mal wöchentlich angeboten. Da zum Biathlon aber auch Langlaufen dazu gehört und wir das bisher noch nie ausprobiert haben, gibt uns Franco erst einmal eine kurze Einweisung in diese Sportart. Mit lustigen Übungen - unter anderem müssen wir klatschen, der Nase nach fahren und Schwimmbewegungen machen - bringt er uns die Skatingtechnik näher. Zwar funktioniert nach einer Stunde Langlaufkurs noch nicht alles perfekt - vor allem wenn es schneller wird, sind wir mit der Koordination von Beinen, Armen, Stöcken und Skiern noch etwas überfordert - aber wir kommen schon ordentlich voran und sind bereit für die Eroberung des Schießstandes.

Franco zeigt die richtige Position beim Liegendschießen.
Franco zeigt die richtige Position beim Liegendschießen © Schneemenschen GmbH

Dort bekommen wir erstmal erklärt, wie das Biathlongewehr funktioniert, wie und wo man das Magazin einführt, wie man nachlädt, zielt und schießt. Was in der Theorie ganz einfach klingt und bei den Profis im Fernsehen so leicht aussieht, ist doch ganz schön anspruchsvoll: Die Ziele in 50 m Entfernung sind durch den Diopter winzig klein und so richtig stabil ist unser Anschlag auch nicht... Trotzdem treffen wir vor allem im Liegendschießen ganz gut und auch im Stehendanschlag gelingt uns immerhin ein Treffer bei fünf Schüssen. Nachdem wir nun beide Teildisziplinen des Biathlons geübt haben, machen wir zum Abschluss noch ein kleines Biathlonrennen - inklusive Strafrunde -, das wenig überraschend Franco mit deutlichem Vorsprung gewinnt.

Der große Traum von Lenzerheide

Zum Abschluss unseres Besuchs erzählt uns Franco noch von dem großen Ziel der Biathlon Arena: Nach all den Investitionen der vergangenen Jahre wollen sie jetzt gerne ein Biathlon-Weltcuprennen veranstalten. Da ist die Konkurrenz natürlich groß, aber man hofft eventuell auf eine Patenschaft mit einem etablierten Weltcuport, mit dem man sich dann von Winter zu Winter abwechseln könnte: “Unsere Idealvorstellung wäre: Ein Jahr Tour de Ski mit Langlauf, ein Jahr Biathlon-Weltcup.” Bis es soweit ist, übt Lenzerheide mit anderen Events: 2020 wird die Jugend- und Junioren-Biathlon-WM hier stattfinden und 2021 ist die Winter-Universiade, die Olympiade der Studenten, zu Gast.

Nach unserem Besuch in der Arena drücken wir Lenzerheide ganz fest die Daumen, dass es einmal klappt mit einem Weltcup-Wochenende! Die Menschen hier waren jedenfalls alle Feuer und Flamme für den Biathlon-Sport und die Infrastruktur ist super. Sie hätten es sich auf jeden Fall verdient und wir kommen dann gerne wieder zum Anfeuern der Athleten!

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