Eine alte Dame ist sie mit ihren 31 Jahren zwar noch nicht, aber eben auch kein junger Hüpfer mehr. Deshalb erhält die kleinste und höchstgelegene Dorf-U-Bahn der Welt im Tiroler Ferienort Serfaus nun ein umfassendes Facelift. Touristen müssen während der Baumaßnahmen trotzdem nicht auf die komfortable Attraktion im Untergrund verzichten: Gebaut wird hauptsächlich in den Zwischensaisonen, damit der Betrieb im Winter und in den Hauptzeiten im Sommer nicht eingeschränkt wird.
Die Dorfbahn Serfaus ist schon ein echtes Unikat: Auf 1.400 Metern Höhe schwebt sie seit über 30 Jahren unermüdlich zwischen ihren vier Stationen hin und her – vom östlichen Rand des 1.100-Seelen-Dorfes bis zur Talstation der Komperdell Seilbahnen, die in das Wander- und Skigebiet am westlichen Rand von Serfaus führen. Und weil die Luftkissenbahn dabei in einem 1.280 Meter langen Tunnel unter der Serfauser Dorfbahnstraße verkehrt, weist sie Merkmale einer kleinen U-Bahn auf, die bald nicht nur die höchstgelegene, sondern auch die wahrscheinlich modernste in ganz Europa sein wird.
Im Frühjahr 2017 (24. April) starteten die Baumaßnahmen, die die Dorfbahn moderner, schneller, größer und schöner machen sollen. Die neue U-Bahn wird im Endausbau bis zu 3.000 Personen pro Stunde befördern können – die derzeitige Förderleistung liegt bei 1.600 Personen. Die Bahn, bestehend aus drei Wagons, wird künftig für mehr Platz im Inneren komplett durchgängig sein, die Zugangstüren werden verbreitert und die Wagons – ebenso wie die Stationen – mit dem neusten Infotainment-System ausgestattet. Zudem werden die Fahrtintervalle von zehn auf neun Minuten gesenkt. Kinderwagen- und rollstuhltaugliche Zu- und Abgänge in den Stationen, zeitgemäße und qualitätsgerechte Bahnsteige sowie zugluftfreie Stationen runden das Erscheinungsbild ab. Dafür werden die Stationen "Zentrum" und "Kirche" komplett neu gebaut: Die Haltestelle "Zentrum" wird vergrößert und freundlicher gestaltet, die Station „Kirche“ wird sich 80 Meter östlich vom jetzigen Standort über drei Etagen erstrecken und den südöstlichen Ortsteil an die U-Bahn anbinden.
Der Großteil der Bauarbeiten rund um die Dorfbahn, die in drei Bauabschnitten realisiert werden, soll bis zum Jahr 2019 abgeschlossen sein. Damit ist Serfaus gut für die Zukunft gerüstet. Denn schon Anfang der 80er Jahre lag das kleine Dorf, umgeben von der Schweizer Samnaungruppe und den Ötztaler Alpen, bei den Wintersportlern so hoch im Kurs, dass die dörfliche Infrastruktur den Ansturm der Urlauber nicht mehr verkraften konnte. Das umweltfreundliche Transportmittel – neben den Exemplaren in Wien und Linz übrigens die dritte U-Bahn in Österreich – war die Lösung, die sich bis heute bewährt hat: Mit dem Betrieb der Dorfbahn konnte Serfaus eine Verkehrsberuhigung erlangen, die Umweltbelastungen gingen zurück und das Dorfbild blieb wegen der unterirdischen Führung des Verkehrsmittels erhalten. Die U-Bahn in Serfaus ist sicherlich einer der Gründe, dass sich der Ort und damit auch die gesamte Region Serfaus-Fiss-Ladis auf Familien- und Genussurlaub spezialisieren konnten. Die Dorfbahn ist heute, im Sommer wie im Winter, aus dem idyllischen Serfaus nicht mehr wegzudenken.